Gendern ist zu Recht unbeliebt. Es stört nicht nur den Lesefluss, macht Radiosendungen unhörbar und lässt politische Reden lächerlich klingen, es richtet auch echten Schaden an: Im Verbreitungsgebiet einer Sprache muss es allgemeingültige Regeln für die Kommunikation in dieser Sprache geben. Ist dies nicht der Fall, wird die Kommunikation ineffizient und unter Umständen vollständig dysfunktional. In Bereichen, in denen schnelles, auf die Situation korrekt abgestimmtes Handeln erforderlich ist, wird jedoch die Unerlässlichkeit einer effizienten Kommunikation deutlich: zum Beispiel im OP-Saal, bei der Polizei, auf der Baustelle, beim Militär oder bei der Feuerwehr, aber auch vor Gericht: Wenn keine Einigkeit mehr darüber besteht, dass das generische Maskulinum alle miteinschließt und kein Zusammenhang zum biologischen Geschlecht besteht, wie können Gesetze dann noch für alle gelten? Und wenn jemand sie umschreiben will, wie würde er das durchführen wollen? Es gibt keine tatsächlich etablierte und akzeptierte Alternative zum generischen Maskulinum und gerade bei den Genderformen ist ja ironischerweise unklar, wen sie tatsächlich meinen. Dass diese Formen nichts mit Gerechtigkeit zu tun haben, sollte jeder wissen, der eine Grundschule besucht hat. Zumindest wenn er soweit mitgekommen ist, dass er verstanden hat, dass das Kind keine Sache, der Mond kein Mann und die Sonne keine Frau ist.
Daher die Frage: Warum Gendern so viele Unternehmen? Es gibt sicher eine kleine Minderheit von Kunden, die dies begrüßen – die dürfte aber betriebswirtschaftlich irrelevant sein. Häufiger ist das Gegenteil: Der Berliner Tagesspiegel sah sich gezwungen, in der Printausgabe aufs Gendern zu verzichten, weil es Abokündigungen hagelte. Sollte dieses Beispiel Schule machen, wird ein Großteil der Bevölkerung das als Wohltat für Augen und Ohren empfinden.
Florian Füllbier ist der Autor, der hier aufgelisteten Bücher