Zu den fast in Vergessenheit geratenen, journalistischen Tugenden gehört es, Nachrichten stets wertneutral zu formulieren. Wer davon ausgeht, dass er oder sie für mündige Bürger schreibt beziehungsweise zu diesen spricht, hat es nicht nötig, seine Texte mit meinungsbildenden Adjektiven zu überfluten. Dort, wo ein Gesetz zum Heizungsaustausch unablässig als Gesetz zum „klimafreundlichen Heizen“ bezeichnet, wo jedes Klimaereignis mit der Beschreibung „menschengemacht“ versehen, wo der Nutzung der Gendersprache Geschlechtergerechtigkeit angedichtet wird und sich Interessenverbände über die synonyme Nutzung des Wortes „Umweltschützer“ freuen dürfen, stehen Recherche und umfassende Auseinandersetzung mit der behandelten Materie nicht im Vordergrund.
Dieses Framing mit dem der Leser oder Zuhörer in eine gewünschte Richtung gedrängt werden soll, ist Ausdruck der Unsicherheit derjenigen, die es verwenden. Wer überzeugt ist, dass die vorliegenden Informationen nur einen logischen Schluss zulassen, wird diese Informationen mit Freuden wertungsfrei teilen. Nicht umsonst handelt es sich bei „Nachrichten“ und „Kommentar“ klassischerweise um zwei voneinander getrennte Formate. Im Kommentar ist dem Reporter Gelegenheit gegeben, seine Meinung mitzuteilen – von der er umso mehr überzeugen wird, wenn er auch hier auf Framing verzichtet. Eine weitaus vielversprechendere Wirkung entfaltet die Kenntnis von Fakten und auf Basis dieser Faktenkenntnis entwickelten Argumenten.
Florian Füllbier ist der Autor, der hier aufgelisteten Bücher